Kurt Hüpfner
Biografie
Kurt Hüpfner (1930 geboren) wuchs in Wien, zur Zeit des Zweiten Weltkriegs auf. Schon in seiner Jugendzeit hält er sich häufig in Bibliotheken auf, um sich dort weiterzubilden. Der bildnerisch begabte junge Mann entscheidet sich 1947 für eine Ausbildung als Gebrauchsgrafiker an der Höheren Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien Neubau.[1] Wegen seiner Abneigung gegen Schrift, wird Hüpfner jedoch nicht als Gebrauchsgrafiker tätig. Er hält sich mit der Arbeit als Chauffeur und Karikaturist am Leben.
Besonders Frankreich, das in der Nachkriegszeit eine künstlerische Vorreiterrolle einnimmt, spielt für Hüpfner eine große Rolle. Henri Matisse und Georges Braques faszinieren ihn in erster Linie wegen deren modernem Umgang mit Form und Farbe. Beträchtlich beeinflusst zeigt sich Kurt Hüpfner außerdem von dem rumänischen Bildhauer Constantin Brâncuşi, den er vor allem wegen seiner Skulpturen verehrt. Darüber hinaus beschäftigt er sich mit Malern wie Munch, Boeckl, van Gogh und Cézanne.[2]
Mitte der sechziger Jahre wendet sich Hüpfner von den französischen Einflüssen und den Errungenschaften der École de Paris ab. Seit diesem Zeitpunkt wird für ihn die amerikanische Kunst interessant (Expressionismus, Dadaismus und Pop Art). Ausschlaggebend für diese Neuorientierung ist die Ausstellung „Pop etc.“ die am 18. September 1964 im Wiener 20er Haus eröffnet.[3] Hüpfners Kunst entwickelt sich in den 1960ern in Richtung Post-Surrealismus und Neo-Dadaismus, es entstehen zahlreiche, häufig humorvolle Assemblagen basierend auf Zeichnungen.
Literatur spielt eine zentrale Rolle für Hüpfner, sie fließt gelegentlich in seine Arbeiten ein. Alain Robbe-Grillet (noveau roman), Jean Paul Sartre, Søren Kierkegaard, Dostojewski, Montaigne, August Strindberg und Carlos Castaneda beschäftigen den Künstler.
Die Zeichnung
Bei der Herstellung seiner Zeichnungen versetzt sich Hüpfner in einen komplexen Zustand, indem er seine Umgebung ausblendet und seine Gedanken auszuschalten versucht. Das Unbewusste übernimmt die Oberhand. „Das wichtigste bei der Entstehung einer Zeichnung ist die Kontur, die Form und das Volumen“ betont Hüpfner.
Bis heute spielt die Zeichnung eine wesentliche Rolle im Oeuvre des Künstlers, häufig dient sie ihm als Vorlagen für seine Skulpturen und Gemälde. Für die Herstellung der auf die Zeichnung folgenden Skulpturen verwendet Hüpfner häufig originelle Materialien wie Sand, Abfallholz, Draht, Pfeifenbürsten, Kieselsteine oder Kunststoff. Ein anschauliches Beispiel für die Verwendung solcher Materialien ist seine erste Skulptur aus dem Jahr 1962/63, Dame mit schöner Frisur, deren Haupt mit einer Haarpracht aus Seegras bedeckt ist.
Im Februar 1965 verfasst Hüpfner ein tagebuchartiges Journal. In diesem hält er unter anderem fest, wie er Ausflüge beispielsweise ins Kunsthistorische Museum oder in den Schlosspark Schönbrunn unternimmt. Häufig wurde er bei solchen Ausflügen von seinen Hunden begleitet. Sie gingen spazieren, um die Impressionen aufzunehmen, die sich in seinen zahlreichen Zeichnungen wiederspiegeln.
Am 14. August 1972 heiratet Hüpfner seine langjährige Freundin Fritzi, die den Künstler bis heute vor dem Wegwerfen einiger seiner Kunstwerke bewahrt. In diesem Jahr beendet er seine Tätigkeit als Chauffeur, um sich primär der Kunst zu widmen.[4]
Ab den 1980er Jahren entstehen Kleinplastiken aus Gips und Terrakotta. Sowohl in der Skulptur, als auch in der Malerei spielt die Welt des „Omen“ eine große Rolle. Hiermit meint der Künstler eine Art Prophezeiung, die zukunftweisend ist. Einige der Kleinplastiken werden in mehrteilige Assemblagen integriert, die zusammen ein Kunstwerk ergeben. The Battle of England, Soldat, Das Gespenst der Freiheit – eine Anspielung auf die Französische Revolution 1789 und viele mehr stellen solche kombinierten Assemblagen dar.
Außerdem beschäftigt sich Hüpfner intensiv mit der Gegenüberstellung von Plastizität und Fläche. Die meist flächig ausgeführten Acryl-Bilder stehen im Kontrast zu seinen vielzähligen Terrakotta-Kleinplastiken. Noch heute entstehen neue Zeichnungen, Installationen, Assemblagen und Skulpturen in seinem Wiener Atelier. Einige der Tausenden Zeichnungen hat Hüpfner in Form von Kopien und Originalen zu comicartigen Geschichten zusammengestellt.
Alice Hundsdorfer, 2017