Friedrich von Amerling
Vorwort
Mit dem Werkverzeichnis der Gemälde von Friedrich von Amerling wird ein in Fachkreisen lang gehegtes Desiderat erfüllt. Die Bedeutung des Malers für die Kunst des 19. Jahrhunderts ist heute unumstritten. Amerlings Porträtwerk liest sich wie ein Who’s who der Habsburgerländer – jede wohlhabende Person, die etwas auf sich hielt, wollte von ihm gemalt werden.
Die große Zeit des Malers waren die 1830er-Jahre. In diesem Jahrzehnt formulierte er seine persönliche Art der Menschendarstellung, die ihn sein ganzes Schaffen hindurch begleiten sollte und mit der er beim Publikum großen Zuspruch fand. Das gehobene Bürgertum, die Hocharistokratie, sogar die Mitglieder des Kaiserhauses besuchten sein Atelier und standen ihm Modell. Amerling verstand es sehr gut, den Menschen im Bild von seiner vorzüglichen Seite zu zeigen, vergaß dabei aber keineswegs, auch Abweichungen von Schönheitsnormen festzuhalten. Den Ausschlag für die Gesamtwirkung der Darstellung gaben dabei das Ambiente und die Aufmachung. In diesem Bereich war Amerling der unerreichte Meister seiner Zeit. So lebt in seinen Porträts die Selbstdarstellung des barocken Menschen fort, während seine Menschenbilder zugleich entscheidende Impulse für die Porträtauffassung der nächsten Generation, etwa eines Hans Makart, Hans Canon oder Gustav Klimt, geben.
In der Genremalerei, der sich Amerling mit ähnlichem Idealismus widmete, zeigten sich seine Fähigkeiten in einer weiteren Facette. Durch die Vereinigung von Porträt und Genre schuf er eine Vielzahl von äußerst ideenreichen Darstellungen, die zur weltweit anerkannten Bedeutung der Wiener Biedermeiermalerei beitrugen.
Die erste Monografie, die Friedrich von Amerlings Œuvre kritisch beleuchtet, stammt aus dem Jahr 1927 und wurde von Günther Probszt verfasst. Diese wissenschaftliche Arbeit, die von einem ausführlichen Werkverzeichnis begleitet ist, präsentierte den Maler in seiner Bedeutung für die Kunstentwicklung des 19. Jahrhunderts in einem neuen Licht. Probszt, Mitglied des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung und bereits damals, mit nur 40 Jahren, ein anerkannter Numismatiker, schuf damit ein Werk, das Amerlings Schaffen in einem sachlichen, wissenschaftlichen Ton beurteilt. Probszts Anliegen, dem Maler „den ihm zukommenden Ehrenplatz in der Geschichte der Altwiener Malerei“ endgültig zu sichern, wurde erfüllt. In der Folge waren seine Werke bei zahlreichen Ausstellungen zum „Wiener Biedermeier“, zur „Kunst des 19. Jahrhunderts“ oder zur „Kunst in Österreich“ vertreten.[1]
Die erste Einzelausstellung erhielt der Maler jedoch erst 2003 im Oberen Belvedere anlässlich seines 200. Geburtstages. Seit damals besteht das Vorhaben, die zahlreichen Arbeiten Amerlings in einem bebilderten Werkverzeichnis zusammenzuführen, das hier nun endlich vorliegt. Mein Dank dafür gilt Sabine Grabner, die sich in mehr als zwanzig Jahren umfassend mit Amerling beschäftigte und die Werke sammelte, untersuchte, systematisierte und in diesem Verzeichnis zusammenführte.
Weiters sei den beiden Mitarbeiterinnen des Projekts gedankt: Sophie Liebau aus der Publikationsabteilung für die umsichtige Koordination und Katharina Lovecky, die sich der Übertragung analoger Inhalte in die Datenbank sowie der Auflistung der Literatur in den jeweiligen Werkverzeichnisnummern gewidmet hat. Beiden Kolleginnen sei auch für ihren großen Einsatz beim Sammeln des Fotomaterials gedankt.
Das Bildmaterial wurde durch zahlreiche öffentliche und private Sammlungen und Museen im In- und Ausland unterstützt, in Wien etwa durch das Wien Museum, das Leopold Museum sowie die Albertina und die Sammlung Liechtenstein, weiters durch Museen in der Steiermark, in Niederösterreich, Oberösterreich und Salzburg sowie durch Institutionen in Ungarn, Kroatien, Tschechien, der Slowakei, Polen, Deutschland und Skandinavien, in Taiwan, den USA und weiteren Ländern. Den Direktor*innen und Kolleg*innen sei herzlich gedankt. Ein besonderer Dank gilt zudem den zahlreichen Privatpersonen, die ihre Werke bekannt gaben, Fotomaterial zur Verfügung stellten oder ihre privaten Räume für Fotoaufnahmen öffneten. In diesem Zusammenhang danke ich den Fotografen Johannes Stoll vom Belvedere und Christian Schindler von Pixelstorm. Des Weiteren danke ich den vielen Auktionshäusern im In- und Ausland für die Bereitstellung von Informationen oder Bildmaterial. Die Recherche für das vorliegende Werkverzeichnis haben ebenso zahlreiche Archive bereitwillig unterstützt, unter ihnen das Künstlerhaus, das Wiener Stadt- und Landesarchiv, die Handschriftensammlung der Wienbibliothek, das Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek sowie das Archiv der Akademie der bildenden Künste.
Den Mitarbeiter*innen im Research Center des Belvedere danke ich für die engagierte Mitarbeit an diesem Projekt und Ulrike Ritter für das deutsche Lektorat.
Die Erstellung des Werkverzeichnisses zu Friedrich von Amerling als Print- und Onlinepublikation wurde durch das großzügige Sponsoring des Dorotheum ermöglicht. Für die kontinuierliche Förderung der Forschungsarbeit der kuratorischen Abteilung am Belvedere möchte ich meinen großen Dank aussprechen.
Stella Rollig
[1] Probszt, Günther: Friedrich von Amerling. Der Altmeister der Wiener Porträtmalerei, Zürich [u. a.] 1927, S. 7.